Wie wird das Wetter?
Fragen an den Wetterexperten bei der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Tirol / Vorarlberg
Dr. Manfred Bauer
Leiter Kundenservice Tirol und Vorarlberg
Eine der häufig gestellten Fragen unserer Gäste ist die nach dem Wetter. Wir haben diese Fragen an einen Experten, Dr. Manfred Bauer von der ZAMG weitergegeben.
Wie lange im Voraus kann das Wetter vorhergesagt werden?
Dr. Manfred Bauer: Der generelle Wetterablauf lässt sich heute im Regelfall für etwa 5 bis 7 Tage gut vorhersagen, wobei die Detailgenauigkeit von Tag zu Tag sinkt. Es gibt Wetterlagen, wo man auch für 10 bis 14 Tage, in manchen Fällen auch noch für die dritte Woche zumindest einen Trend angeben kann. Beispielswiese, dass ein Hoch eher noch hält und es warm bleiben wird. Oder dass es nasser bleibt als im Mittel. Tagesgenaue Details sind über diesen Zeitraum aber nicht machbar. Es gibt aber auch die „lästigen“ Wetterlagen, im Alpenraum insbesondere bei Westwetter, wo schon die Prognose für den nächsten oder übernächsten Tag schwierig ist und eine Störung auch mal einige Stunden früher oder später eintreffen kann oder der Föhn sie gar nicht bis in die inneralpinen Täler vordringen lässt.
Wie werden die Daten zur Berechnung einer Wettervorhersage erhoben?
Dr. Manfred Bauer: Die Grundlage für Wettervorhersagen sind seit einigen Jahrzehnten Computermodelle, die auf Großrechnern laufen. Diese Modelle beschreiben die Gesetze der Physik der Atmosphäre und sie liefern den Meteorologinnen und Meteorologen die Unterlagen, mit denen sie das Wetter in ihrer Region vorhersagen können. Für gute Vorhersagen sind gute Eingangsdaten in diesen Modellen wichtig. Einfach gesagt: um zu wissen, wie das Wetter wird, sollte man möglichst genau wissen, wie das Wetter ist – und zwar nicht nur vor der Haustür, sondern weltweit. Die Messung der verschiedenen Wettergrößen – Temperatur, Niederschlag, Feuchtigkeit, Wind, Druck usw. – spielt also eine wichtige Rolle. Gemessen wird dabei nicht nur am Erdboden, sondern auch in der Atmosphäre selbst, vor allem in den für das Wetter relevanten unteren 15 Kilometern der Atmosphäre. Deshalb gibt es nicht nur weltweit tausende Wetterstationen, sondern auch Messungen mithilfe von Satelliten, Wetterballons, mit Flugzeugen und auch beispielsweise mittels Bojen und Schiffen am Meer.
Wie zuverlässig sind denn heutzutage Wetterprognosen?
Dr. Manfred Bauer: Wetterprognosen sind heute wesentlich besser als vor etwa zwei Jahrzehnten, als ich an der ZAMG begonnen habe. Ich würde sagen, die 5-Tagesprognose ist heute so gut wie damals die Prognose für den nächsten Tag. Und Prognosen sind heute wesentlich detaillierter und regionaler machbar. Grund für die Zunahme der Zuverlässigkeit sind hauptsächlich die immer besser werdenden Computerberechnungen, alleine schon aufgrund der immer leistungsfähigeren Rechner. Nur als Beispiel: Das weltweit wohl beste Wettermodell des Europäischen Zentrums für Mittelfristige Wettervorhersagen (ECMWF) verwendet für seine Berechnungen derzeit einen Supercomputer mit 3593 Billionen (!) Rechenoperationen pro Sekunde. Solche Wettermodelle können dadurch immer feinmaschigere und genauere Prognosen erstellen. Aber ein Modell ist immer nur eine Umschreibung der Atmosphäre und kann auch mal danebenliegen. Sie sind zwar seltener geworden, aber es gibt sie immer noch: die Tage, wo eine Prognose in die Hose geht und der Wetterablauf gar nicht den Erwartungen entspricht. Im Regelfall ärgert das die Meteorologinnen und Meteorologen am meisten, weil man doch viel Herzblut in seine Arbeit steckt und zufrieden ist, wenn die Prognose passt.
Wie genau kann eine Wettervorhersage sein?
Dr. Manfred Bauer: Bei einem fetten Hoch über ganz Europa braucht man keinen Wetterguru, um zu sagen, dass es wohl auch am nächsten Tag auch schön sein wird. Umso kleinräumiger ein Wetterphänomen wird, desto schwieriger ist aber auch die Vorhersage. Und besonders schwierig sind Prognosen im Sommer, wenn es um Schauer- und Gewitterzellen geht. Hier kann oft nur eine grundsätzliche Wahrscheinlichkeit vorhergesagt werden, ob es in einer Region Schauer gibt oder nicht. Ob die aber beispielsweise genau Mittelberg im Kleinwalsertal treffen oder doch „nur“ die Berge im Hinteren Bregenzerwald ist nicht so punktgenau vorher zu sehen – und das gilt wohl trotz aller Verbesserungen auch für die nächsten Jahre. Mit der Zuverlässigkeit von Vorhersagen ist aber auch die Erwartungshaltung gestiegen. Und Wetteranfragen in der Form, ob es an diesem oder jenem Abend zum Grillen um 19 Uhr trocken bleibt, sind nicht immer mit einem einfachen ja oder nein zu beantworten, auch wenn in der heutigen Zeit Apps eine solche Genauigkeit vortäuschen.
Wer macht die Vorhersagen?
Dr. Manfred Bauer: Wie schon angesprochen, liefern Computermodelle das Unterfutter jeder Prognose. Das Ergebnis solcher Computerberechnungen kann auch direkt visualisiert werden. Solche vollautomatischen Wetterprognosen findet man beispielsweise auf vielen Websites oder als App. Und es gibt ja auch genügend Tage, wo auch diese Prognosen okay sind. Anders ist das aber oft bei „schwierigen“ Wetterlagen. Wettermodelle haben nämlich auch immer Schwächen, zum Beispiel meteorologische Phänomene, die nicht ausreichend aufgelöst werden oder gar nicht in die Berechnungen eingehen, etwa kleinräumiger Föhn oder die Besonderheiten von Tälern und komplexem Gelände. Eine wesentliche Rolle in der Prognose spielt deshalb nach wie vor die Meteorologin oder der Meteorologe, der die Modellergebnisse mit Erfahrung und Wissens interpretiert und auf solche meteorologischen Eigenheiten Bedacht nimmt. Hochqualitative Bergwetterprognosen sind deshalb nicht einfach und bedingen doch auch einiges an alpiner Erfahrung. Im Regelfall sollten die besten Alpinprognosen von Wetterdiensten aus dem alpinen Raum stammen und nicht etwa aus Berlin. Und in Innsbruck sind wir mit alpinen WetterexpertInnen, die teilweise auch Bergführer sind, besonders gut aufgestellt und unsere Bergwetter-Prognosen werden über den Alpenraum hinaus geschätzt. Dafür halten wir uns auch gerne bei Wetterprognosen für die Schifffahrt der Ostsee zurück.
Vielen Dank für das informative Gespräch.
Das Wetter bei unseren Wandertouren.
Wir haben die Sonne im Herzen, aber natürlich können wir keine Wettergarantie geben. Grundsätzlich gilt: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Dennoch kann es auch bei unseren Touren zu Routenänderungen aufgrund der Wetterlage kommen. Unsere Guides sind darauf vorbereitet und haben in ihrer Ausbildung zum Bergwanderführers auch das Thema Meteorologie behandelt. Sie haben die Wetterentwicklung während einer Tour immer im Blick und wissen was zu tun ist, wenn sich das Wetter ändert. Bei einer geführten Tour musst Du Dich darum nicht kümmern und kannst - völlig entspannt - dem Wandergenuss frönen.