Bewegung in den Bergen – Doping für Körper und Geist

Bewegung in den Bergen – Doping für Körper und Geist

Dr. med. univ. Bernadette Fritz, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Notärztin, Alpin -und Höhenmedizinerin

Jeder, der in den Bergen unterwegs ist weiß, welch positive Effekte bei dieser speziellen Art der Bewegung auftreten können. Der Aufenthalt in der freien, gewaltigen Natur übt seit je her eine solche Faszination aus, dass immer mehr Menschen Bergsport betreiben. Der Bergsport boomt im Sommer wie im Winter – ca. 40 Millionen Bergtouristen besuchen jährlich die Alpen.

Aber warum ist das so?

Die Lebensqualität wird zu einem großen Teil von körperlicher und psychischer Gesundheit beeinflusst. Viele Untersuchungen haben gezeigt, dass sich körperliche Aktivität positiv und protektiv auf körperliche und psychische Erkrankungen auswirkt. Die größte Herausforderung im Bergsport gegenüber Aktivitäten in der Ebene sind die zusätzliche Überwindung von Höhenunterschieden und damit wechselnde Ansprüche an die Muskulatur sowie unterschiedliche äußere Bedingungen und Temperaturunterschiede.

Warum Wandern gut tut
Grüne Natur senkt das Stresshormon Cortisol beim Bergwandern

In einer Studie wurde belegt, dass das Stresshormon Cortisol beim Bergwandern deutlich sinkt. Als Ursache wird unter anderem der visuelle Stimulus der grünen Natur sowie speziell in der Bergwelt und grenzenlose Weitblick diskutiert. So wird in der modernen Therapie einer Depression Bergwandern bereits erfolgreich als ergänzende Therapie eingesetzt.

Nahezu jede Art der körperlichen Anstrengung führt zumindest mittel- und langfristig zu positiven Effekten am Herz-Kreislaufsystem, insbesondere auf den Blutdruck und die Herzfrequenz.

Bei Allergien und chronischen Lungenerkrankungen hat sich der Aufenthalt in Bergregionen als therapeutische Ergänzung bewährt. Die Verbesserung der Symptomatik führt man vor allem auf das höhenbedingt günstige Klima und im Vergleich zu Städten eine verminderte Pollen- und Feinstaubbelastung sowie die relative Bakterienarmut zurück.

Auch der Blutzuckerspiegel lässt sich durch erhöhte körperliche Aktivität und diätische Maßnahmen oft so günstig beeinflussen, dass die medikamentöse Therapie einer Diabeteserkrankung oft sogar verhindert werden kann.

Die Endorphine, die beim Erreichen eines Gipfels ausgeschüttet werden, wirken im Nervensystem berauschend und schmerzstillend. Positive Effekte wie die Linderung chronischer Schmerzen oder Verbesserungen des Bewegungsausmaßes bei funktionseingeschränkten Gelenken konnten nachgewiesen werden. Bewegung auf unebenen Wanderwegen, verbunden mit der Überwindung von Höhenunterschieden führen zur Verbesserung beinahe aller motorischen Fähigkeiten wie Koordination, Kraft und Beweglichkeit. Außerdem tragen diese speziellen Bewegungsmuster zu einer besseren Körperhaltung bei.

Positive Effekte beim Bergwandern und alpine Gefahren kennen

Alpine Gefahren

Je nach Ort und Anspruch der bergsportlichen Aktivität sind jedoch auch spezielle Gefahren zu berücksichtigen. Mit zunehmender Höhe (ab ca 2.500 m) steigt die Gefahr Symptome einer Höhenkrankheit zu entwickeln. Hinzu kommen im alpinen Gelände Notfälle durch körperliche Erschöpfung, Dehydrierung und Hitzschlag bei erhöhter UV-Strahlung in zunehmender Höhe.

Häufig ist der Alpinist mit unebenen Steigen, teils ausgesetzten Wegen oder sogar weglosem, vergletschertem Gelände konfrontiert. Unfälle mit tödlichem Ausgang passieren am häufigsten beim Alpinklettern und Skitouren- bzw. Hochtourengehen. Etwa ein Drittel aller Todesfälle im Bergsport wird durch Herz-Kreislauf-Versagen verursacht – ist also dem Sport an sich nicht unmittelbar anzulasten.

Fazit

Alle Bergsportarten erfordern eine gewisse Grundlagenausdauer. Am besten gestaltet man die Bergsport-Aktivität abwechslungsreich und adaptiert sie an den individuellen Belastungsbereich, um Überlastungen und Erschöpfungszuständen vorzubeugen sowie Verletzungen zu verhindern. Eine Gesunden-Untersuchung kann helfen, etwaige Erkrankungen vor der Belastung zu diagnostizieren und entsprechend zu behandeln. Außerdem scheint eine gute Planung jeder Bergtour sinnvoll, um während der Belastung ausreichend auf den Flüssigkeitsverlust, Wetterumschwünge und auch lokale technisch fordernde Gegebenheiten, wie z.B. kleinere Klettersegmente oder ausgesetzte Wegpassagen, vorbereitet zu sein. Allgemein gilt: Je höher und weiter es in die Berge geht, desto besser müssen körperliche Fitness und Vorbereitung sein.

Die körperliche Aktivität in den Bergen zählt zweifelsfrei zu den gesündesten und natürlichsten Stimmungsaufhellern – Doping für Körper und Geist!