Mein Weg nach oben! Wie ich Bergführerin geworden bin.

Bianca Schöferle, staatl. geprüfte Bergführerin

Eigentlichen kam ich relativ spät zum Bergsteigen. Meine Familie hätte lieber eine Leistungssportlerin im Langlauf in mir gesehen. Jedoch stellt sich manchmal die Pupertät etwas quer. So kam ich dann erst mit 18 Jahren nach paar Jahren Jucks und Tollerei durch den Eintritt in die Bergwacht Sonthofen zum Bergsport. Dort nahmen mich die Bergwächtler mit zum Klettern, Skitouren und Bergsteigen. Ich lernte die grundlegenden Dinge wie Sichern, Standplatzbau und Lawinenkunde. Dies war mir jedoch nicht genug und ich wollte vor allem beim Klettern und Bergsteigen mehr. Und so verbrachte ich nahezu meine komplette Freizeit am Felsen, auf Gletschern oder einfach in den Bergen. Dass vor allem der Klettersport so eine variantenreiche Sportart ist, bei der man immer wieder auf neue Probleme stößt, die man lösen muss, faszinierte mich. Ich blieb dran. Bouldern im Winter, Klettern im Frühling und dann große Wände im Sommer. Bianco-Grat, Matterhorn oder Dolomiten Klassiker wie die Cassin am Piz Badile standen auf dem Programm. Im Freundeskreis starteten immer mehr Kollegen die Bergführerausbildung, ich hörte interessiert mit und fragte, was denn die Eingangskriterien sind.

Neben einem überdurchschnittlich hohen Allround-Können in Fels, Eis, Mix-Gelände sowie auf Ski, muss die Erfahrung als privater Bergsteiger durch einen Tourenbericht belegt werden. Also entschied ich mich nochmals ein Jahr richtig viele Touren in den Alpen zu machen und bewarb mich 2018 mit meinem Tourenbericht. Für die Zulassung zur Ausbildung wurden dann persönliche Fähigkeiten in drei Eignungsfeststellungen in Chamonix, in den Dolomiten und im Skigebiet überprüft. Die erste und größte Hürde war geschafft! In den folgenden drei Jahren Ausbildung wurden anschließend Inhalte wie Führungstechnik, Lawine oder Bergrettung in Lehrgängen vermittelt. In einem Praktikum bei der Bergschule Kleinwalsertal sammelte ich dann als Aspirantin Erfahrungen unter Supervision durch unsere älteren, erfahrene Berg- und Skiführer. Eine zeitweise nervenraubende staatliche Prüfung in Führungstechnik, Lehrtätigkeit und persönlichem Können schloss meine international anerkannte Ausbildung ab. Ans Aufhören dachte ich eigentlich nie. Dafür waren wir ein zu gutes Team, sodass man sich nach einer möglicherweise nicht so gut gelaufenen Prüfung gegenseitig wieder motivierte.

 

Was mir so richtig gut gefiel, war das Reisen. Jeder Lehrgang fand in einem perfekt ausgewählten Gebiet von Frankreich bis nach Italien statt, so z.B. Skihochtour im Ortlergebiet oder eine staatliche Prüfung am Zinalrothorn. Dass ich dabei als Frau eher zur Minderheit der Auszubildenden zählte, war für mich kein Problem. Jedoch war ich froh, dass zumindest eine weitere Frau und mittlerweile gute Freundin im gleichen Ausbildungsjahrgang dabei war. So konnten wir abseits vom Berg auch mal wieder ganz normale Frauengespräche führen und über neuste Kleidungtrends, Beziehungen oder heimische Familiengeschichten ratschen. Nicht jeder Beruf kann so eine klasse Aussicht präsentieren. Jedoch bin ich froh ein zweites Standbein als Ingenieurin zu haben, bei dem ich nicht auf meinen Körper angewiesen bin. Mein Geist wird wieder mehr gefordert und ich darf mit Arbeitskollegen zusammen im Team arbeiten. Dies alles unter einen Hut zu bringen ist nicht immer einfach und ich schätze es wirklich sehr einen so äußerst flexiblen Arbeitgeber zu haben, der mich unterstützt. Nach einer kurzen Bürowoche wieder am liebsten Kletter- oder Skitouren im Kleinwalsertal führen zu dürfen ist für mich das Nonplusultra. Ich freue mich jetzt schon diesen Spirit und meine Erfahrung mit Gäste in aller Welt von nun an teilen zu dürfen.

Die Ausbildung zum/zur staatlich geprüften Bergführerin ist eine anspruchsvolle, zeitintensive und durchaus kostspielige Angelegenheit. Neben dieser Ausbildung gibt es zudem auch die Ausbildung "Bergwanderführer/in", die etwas weniger aufwendig ist, dafür allerdings ist der Einsatz im Gelände beschränkt und erlaubt Führungen nur in einem festgelegten Rahmen. Hier ein kleiner Überblick:

Ausbildung Bergwanderführer/in

Kurs I:
Grundausbildung in Orientierung, Führungstechnik, Tourenplanung, Theorieausbildung in Biologie, Geologie, Heimatkunde, Alpine Gefahren, Wetterkunde, Erste Hilfe, Führungstechnik, Rechtskunde, Ökologie und Naturschutz sowie kurze Lehrwanderungen zu verschiedenen Themenbereichen
     
Kurs II:
Anwendung und Vertiefung des Gelernten, Übungen im alpinen Gelände, Lehrwanderungen zu den versch. Fachbereichen, Kennenlernen der Grenzen der Wanderführertätigkeit, Lehrauftritte, Abschlussprüfungen
     
Eigenständige Praxiszeit:
Bis zum Kursabschluss sind mindestens 7 Führungstage nachzuweisen. Idealerweise sollte die Praxis unter Leitung einer Bergsteigerschule, eines Bergführers oder Wanderführers erfolgen.
     
Kurs III:
Winterkurs mit den Schwerpunkten Lawinenkunde, Rettung von Lawinenopfern, Alpine Gefahren und Orientierung im Winter, Planung und Durchführung von Schneeschuhwanderungen

Quelle: Vorarlberger Bergführerverband, https://www.vorarlberg.bergfuehrer.at/wanderfuehrer/ausbildung/

Ausbildung staatlich geprüfte/r Bergführer/in

Erster Ausbildungsteil:
Theoriekurs I: 3 Tage / Sportklettern: 8 Tage / Skitechnik I: 4 Tage / Skitouren: 8 Tage / Skihochtouren: 9 Tage / Felsklettern I: 10 Tage / Eisfallklettern: 8 Tage / Skitechnik II: 5 Tage

Die Kurse müssen, nachdem sie inhaltlich aufeinander aufbauen, in der oben angegebenen Reihenfolge, binnen zwei Jahren, positiv absolviert werden. Anschließend kann man zur staatlichen Berg- und Skiführerausbildung an der BSPA Innsbruck antreten, welche mit dem Anwärterprüfungskurs beginnt und dann in insgesamt 40 Ausbildungstagen folgende Kurse beinhaltet:

Staatliche Berg- und Skiführer:innenausbildung:

Hochtouren I und  Anwärterprüfungskurs: 8 Tage / Praxistage unter direkter Aufsicht: mind. 7 Tage / Felskurs II: 7 Tage / Theoriekurs II: 3 Tage
Freeriden: 7 Tage / Skihochtouren-Durchquerung: 6 Tage / Hochtouren II: 9 Tage
Abschlussprüfung in Chamonix: 2 Tage

Die Ausbildung umfasst die ganze Palette des alpinen Bergsteigens in Theorie und Praxis.

Quelle: Verband der österreichischen Berg- und Skiführer, https://www.bergfuehrer.at/die-berg-und-skifuehrerinnen-ausbildung/#undefined